Ratifo: Zwischen Salah und Sportstudio
Stanley Ratifo ist wieder auf Reisen. Nur wenige Wochen nach seiner Rückkehr vom Afrika Cup absolviert der 29 Jahre alte Nationalspieler von Mosambik und Angreifer des 1. CfR Pforzheim aus der Oberliga-Baden-Württemberg mit seinem Klub aktuell ein einwöchiges Trainingslager in der Türkei, um sich dort auf den Saisonendspurt in der 5. Liga vorzubereiten. Am Samstag, 24. Februar (ab 14 Uhr), beginnt für Ratifo und seine Pforzheimer Teamkollegen mit einer Nachholpartie gegen den ATSV Mutschelbach die zweite Saisonhälfte. Was für ein Kontrast!
Beim Kontinentalturnier in der Elfenbeinküste traf der gebürtige Hallenser mit seiner Nationalmannschaft noch auf Ghana (2:2), Kap Verde (0:3) und Ägypten (2:2), wobei erst ein von Ägyptens Superstar "Mo" Salah (FC Liverpool) in der siebten Minute der Nachspielzeit verwandelter Foulelfmeter Mosambiks Sieg und damit vermutlich auch das sensationelle Weiterkommen des Außenseiters verhinderte. "Wir waren in einer vermeintlichen Todesgruppe sehr nah dran, Geschichte zu schreiben", sagt Stanley Ratifo im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Trotz des Ausscheidens war die Teilnahme am Afrika Cup der bisherige Höhepunkt meiner Fußballerlaufbahn und ein einmaliges Erlebnis."
Drei Treffer an der Torwand
Inzwischen hat Ratifo der "Alltag" in Pforzheim wieder. Naja, zumindest fast. Neben den täglichen Trainingseinheiten beim Oberligisten und seinen Aktivitäten als Musiker versucht Stanley Ratifo gerade noch jede Menge Anfragen von Medien, Events und möglichen Partnern zu erfüllen. Schließlich hatten die Auftritte des Oberliga-Kickers beim größten Turnier in Afrika für eine riesige Aufmerksamkeit und jede Menge Schlagzeilen gesorgt.
"Trotz des Ausscheidens war die Teilnahme am Afrika Cup der bisherige Höhepunkt meiner Fußballerlaufbahn und ein einmaliges Erlebnis"
Vorläufiger Höhepunkt war die Einladung in "das aktuelle sportstudio" des ZDF nach Mainz, wo Ratifo ganz entspannt mit Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein unter anderem über sein "Abenteuer" beim Afrika Cup, seine bisherige Karriere ("Am Bundesligadebüt bin ich zu meiner Zeit beim 1. FC Köln nur knapp vorbeigeschrammt"), seine weiteren Ziele ("Ich will auf jeden Fall Nationalspieler bleiben") und seine Musik plauderte. Auch sein fußballerisches Können demonstrierte der Stürmer beim traditionsreichen Torwandschießen, bei dem Ratifo beachtliche drei von sechs Versuchen versenkte.
"Das war ganz gut", meinte er mit einem Grinsen. Sein Gegner Florian Rees, Spielertrainer bei der SG Sexau/Buchholz in der Kreisliga A Freiburg in Südbaden, traf ebenfalls dreimal und glich damit noch aus. "Die Verantwortlichen beim ZDF haben mir gesagt, dass es sechs Treffer in einer Sendung schon länger nicht mehr gegeben hat", berichtete Stanley Ratifo später nicht ohne Stolz, ehe er sich nur zwei Tage später schon wieder auf den Weg zum Regionalsender "Baden TV" machte.
Traum vom Profifußball nicht ausgeträumt
Klar ist: Seine Fußballerlaufbahn wird Stanley Ratifo, der beim Afrika Cup in allen drei Gruppenspielen für Mosambik zum Einsatz kam (davon zweimal in der Startformation), mindestens bis zum Saisonende beim 1. CfR Pforzheim fortsetzen. "Während der Winter-Transferperiode gab es zwar das eine oder andere Gespräch. Es war aber keine Anfrage dabei, die mich wirklich interessiert hat", verrät Ratifo.
Erst einmal stehen jedoch die Ambitionen mit seinem aktuellen Klub im Mittelpunkt. Pforzheim überwintert in der Oberliga Baden-Württemberg zwar als Tabellensiebter, könnte sich aber durch zwei Siege in den beiden ausstehenden Nachholpartien bis auf Rang vier vorschieben und den Rückstand zu einem möglichen Aufstiegsplatz bis auf sieben Punkte verringern.
Auch musikalisch will das Multitalent die Karriere weiter vorantreiben. "Demnächst wird eine neue Single erscheinen", beschreibt Ratifo sein aktuelles Projekt. "Es könnte sein, dass es dabei auch um ein Fußballthema geht. Mehr kann ich aber noch nicht verraten."
Erste WM-Teilnahme wäre historisch
Weitere Erfolge mit der Nationalmannschaft dürften das Interesse an Ratifos Raps noch weiter ankurbeln. Schon Ende März ist die nächste FIFA-Abstellungsperiode, richtig ernst wird es für Stanley Ratifo und sein Team aber erst wieder im Juni. Dann wird mit Spielen gegen Somalia (6. Juni) und in Guinea (unter anderem mit Topstürmer Serhou Guirassy vom VfB Stuttgart/11. Juni) die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, in Mexiko und Kanada fortgesetzt.
Nach den ersten beiden Partien der Gruppenphase in Botsuana (3:2/dabei wurde Stanley Ratifo nach einem Tor und einer Vorlage zum "Man of the Match" gewählt) und gegen Algerien (0:2) stehen für Mosambik drei Punkte zu Buche. Spitzenreiter Algerien hat optimale sechs Zähler auf dem Konto.
Eigenes Grundstück als Prämie
"Mit dem Nationalteam an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, wäre ein absoluter Traum", schwärmt Stanley Ratifo: "Wir haben beim Afrika Cup bewiesen, dass wir auch mit den vermeintlichen großen Nationen mithalten können. Wir werden alles geben, um auch diese Sensation möglich zu machen." Sollte dieser historische Erfolg gelingen, dann dürften sich die Nationalspieler von Mosambik vermutlich auf eine ganz besondere Prämie freuen.
Denn schon für das Erreichen des Afrika Cups bekam jedes Mitglied des Kaders - ein eigenes Grundstück. "Ich konnte es zunächst gar nicht glauben und musste erst einmal meine Mitspieler fragen, ob das wirklich ernst gemeint ist", verrät Stanley Ratifo: "Ich weiß noch gar nicht, wie groß das Stück Land ist, werde es mir demnächst aber mal anschauen."