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Oberliga-Kicker Stanley Ratifo zum Afrika-Cup

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Für Stanley Ratifo beginnt das Sportjahr 2024 direkt mit dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere. Der 29 Jahre alte Angreifer, der in der Oberliga Baden-Württemberg für den 1. CfR Pforzheim auf Torejagd geht, erfüllt sich mit seiner ersten Teilnahme am Afrika-Cup (ab 13. Januar) einen Traum. Der Angreifer wurde in das Aufgebot der Nationalmannschaft von Mosambik für das Turnier in der Elfenbeinküste berufen.

Mit seinem Team trifft der gebürtige Hallenser in der Gruppe B auf Ägypten mit Superstar "Mo" Salah vom FC Liverpool sowie Kap Verde und den viermaligen Afrika-Cup-Champion Ghana. Im FUSSBALL.DE -Interview spricht Stanley Ratifo über eine historische Möglichkeit, seine Chancen auf die Startformation und Musik in der Kabine.

FUSSBALL.DE: Überwiegt bei Ihnen vor dem großen Turnier in der Elfenbeinküste die Vorfreude oder die Anspannung, Herr Ratifo?

Stanley Ratifo: Ich würde sagen, es ist definitiv die Vorfreude. Schließlich darf ich meinen Traum leben. Als ich 14 Jahre alt war, sagte ich zu meinem Vater: Eines Tages werde ich für die Mambas spielen, die Nationalmannschaft von Mosambik also. Und all das ist geschehen.

"Wir können mit unserem Team das Unmögliche möglich machen. Wir müssen nur alle zusammenhalten und fest an uns glauben."

Wie ist die Stimmung im Team und wie haben Sie sich auf den Afrika-Cup vorbereitet?

Ratifo: Wir verstehen uns alle super, halten zusammen. Ich habe das Gefühl, dass wir während der Vorbereitung in Südafrika schon zu einer richtigen Einheit zusammengewachsen sind. Natürlich ist jeder im Team heiß auf das Turnier. Entsprechend waren auch die Trainingseinheiten sehr intensiv. Jeder möchte in die Startelf. Hier wird sich nichts geschenkt.

Mosambik hat bislang viermal am Afrika-Cup teilgenommen, kam aber noch nie über die Vorrunde hinaus. Wie schätzen Sie diesmal die Chancen ein?

Ratifo: Wir nehmen uns vor, das Turnier in vollen Zügen zu genießen, und wollen für unser Land und unsere Familien spielen. Sollten wir die Gruppenphase überstehen, schreiben wir bereits Geschichte. Dafür lohnt es sich, alles zu geben. Ich selbst sage: Wir können mit unserem Team das Unmögliche möglich machen. Wir müssen nur alle zusammenhalten und fest an uns glauben.

Sie sind bereits seit 2017 Nationalspieler von Mosambik, haben aber noch kein großes Turnier bestritten. Geht für Sie nun ein Traum in Erfüllung?

Ratifo: Wie schon gesagt: Schon seit ich klein war, ist das ein Traum von mir.

Zum Kader für den Afrika-Cup gehören unter anderem Geny Catamo von Sporting Lissabon oder Reinildo von Atletico Madrid. Welches Standing genießen Sie als Oberliga-Fußballer im Team?

Ratifo: Auch unsere vermeintlichen "Stars" sind super Jungs, die sich mit allen gut verstehen. Was mich betrifft, würde ich schon sagen, dass ich eine Ausnahme bin. Wenn ich ehrlich bin, versteht hier im Team auch niemand, warum ich in der Oberliga spiele. ( lacht )

Ihr Auftaktspiel werden Sie am 14. Januar gegen Ägypten mit Superstar Mohamed Salah bestreiten. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, zum Einsatz zu kommen?

Ratifo: Ich kann aktuell noch nicht sagen, wie meine Chancen stehen. Ich versuche, im Hier und Jetzt zu sein und an jedem Tag das Beste aus mir herauszuholen. Klar ist: Ich will starten und werde dafür alles geben.

Seit 2018 spielen Sie für den 1. CfR Pforzheim in der Oberliga Baden-Württemberg. Wie ist es überhaupt möglich, dass ein Spieler aus der 5. Liga am Afrika-Cup teilnimmt?

Ratifo: Ich bin mir bewusst, dass ich Qualitäten für mehr als "nur" die Oberliga habe. Ich habe mich in den Qualifikationsspielen gut präsentiert und mich im Land auch in die Herzen der Menschen gespielt.

Wie und wann haben Sie von Ihrer Nominierung erfahren?

Ratifo: Als kurz vor Weihnachten die Bekanntgabe anstand, habe ich den Livestream des Fernsehsenders in Mosambik verfolgt. Schon kurz darauf erschien aber auch die Call-Up-Mail in meinem Postfach. Ich habe mich natürlich riesig gefreut.

Wie haben Ihre Teamkollegen in Pforzheim und Ihr persönliches Umfeld reagiert?

Ratifo: Meine Teamkollegen haben mir gratuliert und viel Erfolg für das Turnier in der Elfenbeinküste gewünscht. Auch aus meinem persönlichen Umfeld habe ich große Unterstützung erfahren. Alle sind unglaublich stolz auf mich und wünschen mir ein Abenteuer, was ich nie wieder vergessen werde.

Sie haben Ihr gesamtes Leben und auch Ihre fußballerische Laufbahn in Deutschland verbracht. Was bedeutet es Ihnen, das Trikot Ihres Heimatlandes zu tragen?

Ratifo: Das ist schwer in Worte zu fassen. Dass ich jetzt sogar beim Afrika-Cup dabei sein darf, ist Gottes Segen. Ich bin unglaublich dankbar und stolz, das Trikot der Nationalmannschaft von Mosambik tragen zu dürfen.

Welchen Stellenwert hat der Fußball in Mosambik allgemein?

Ratifo: Fußball ist in Mosambik die Sportart Nummer eins, genießt die größte Aufmerksamkeit. Die Leute leben und lieben den Fußball. Bei unseren Heimspielen sind meistens mehr als 50.000 Menschen im Stadion. Das sagt doch alles. ( lacht )

Sie sind seit vielen Jahren ebenfalls als Rapper erfolgreich. Sind Sie bei der Nationalmannschaft auch als Kabinen-DJ gefragt?

Ratifo: Es kam schon einmal vor, dass ich Musik in der Kabine abspielen durfte. Aber ich bin eher der etwas ruhigere Typ, der auch gerne zuhört und schaut, ob da vielleicht zwei, drei neue Songs für meine Playlist dabei sind.

Was würden Sie vor dem Duell mit Ägypten auflegen?

Ratifo: Vor dem Duell gegen Ägypten werde ich hauptsächlich Musik von Amapiano spielen. Der Musikstil ist ein Subgenre der House- und Kwaito-Musik, die Mitte der 2010er Jahre in Südafrika entstand. Privat habe mit "Mi Casa sua Casa" einen Song produziert, der ebenfalls der afrikanischen Musikrichtung zuzuordnen ist.

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Ratifo: "Die Leute in Mosambik leben und lieben den Fußball".

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Ratifo: "Ich habe das Gefühl, dass wir zu einer richtigen Einheit zusammengewachsen sind".

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Ratifo zu einem möglichen Startelf-Einsatz gegen Ägypten: "Ich will starten und werde dafür alles geben".

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Der Mittelstürmer hofft auf "ein Abenteuer, was ich nie wieder vergessen werde".

Autor*in
Autor/-in: MSPW

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