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Lieber Mädchenfußball-AG als Mittagspause

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Derya Kaya, die an der Sophie-Opel-Schule in Rüsselsheim Englisch und Erdkunde unterrichtet, gründete dort auch eine Mädchenfußball-AG. Die Pädagogin ist gleichzeitig als Co-Trainerin der C- und B-Juniorinnen beim Kooperationsverein SC Opel 06 Rüsselsheim tätig. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Derya Kaya im Rahmen der DFB Women's Week auch über das DFB-Projekt "Gemeinsam am Ball".

FUSSBALL.DE: Sie leiten als Lehrerin an der Sophie-Opel-Schule in Rüsselsheim auch eine Mädchenfußball-AG. Wie ist die Idee entstanden, Frau Kaya?

Derya Kaya: Ich unterrichte Englisch und Erdkunde, wollte an meiner Schule aber auch unbedingt eine Fußball-AG für Mädchen gründen. Diesen Wunsch habe ich gegenüber der Schulleitung geäußert, und nun existiert die AG seit fast zwei Schuljahren. Nach der Mittagspause läuft jeden Mittwoch von 14 bis 15.30 Uhr unsere AG - entweder in unserer Sporthalle oder bei schönem Wetter draußen auf unserem Kunstrasenplatz.

Was war die besondere Motivation bei der Einrichtung der AG?

"Die Idee war, eine eigene Mädchenfußball-AG zu gründen, damit die Schülerinnen den verdienten Raum bekommen, um ihre Leidenschaft frei ausleben zu können"

Kaya: Fast jede Schule bietet eine Fußball-AG an, in der Mädchen und Jungen zusammenspielen. Die Mädchen verlieren beim Fußball mit den Jungs aber nach meiner Erfahrung oft schnell die Lust, weil sie entweder unterschätzt oder nicht genügend in das Spiel eingebunden werden. Meine Idee war es deshalb, eine eigene Mädchenfußball-AG zu gründen, damit die Schülerinnen den verdienten Raum bekommen, um ihre Leidenschaft frei ausleben zu können.

Welche Erfahrungen haben Sie dabei bisher gesammelt?

Kaya: Alle 14 aktuellen Teilnehmerinnen sind total begeistert und fragen bereits, ob die Mädchenfußball-AG auch im nächsten Schuljahr angeboten wird. Ich bekomme von allen Spielerinnen durchweg ein positives Feedback. Sie sind mit Spaß und großer Leidenschaft dabei. Das geht sogar so weit, dass die Mädels am liebsten die Mittagspause überspringen wollen, um noch länger auf dem Platz stehen zu können. (lacht)

Die Mädchenfußball-AG ist wegen der Zusammenarbeit mit SC Opel 06 Rüsselsheim Teil des DFB-Projekts "Gemeinsam am Ball", mit dem Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen gefördert werden. Wie genau werden Sie dabei unterstützt? 

Kaya: Als ich vom DFB-Projekt "Gemeinsam am Ball" erfuhr, habe ich uns sofort angemeldet. Es ist unsere zweite Teilnahme. Zu Beginn des Schuljahres haben wir vom DFB ein großes Dankeschön-Paket zugeschickt bekommen. Über die insgesamt sechs Fußbälle, zahlreichen Trainingsleibchen und zwei Mini-Tore haben wir uns sehr gefreut. 

Unter anderem durfte sich jede Teilnehmerin auch über ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft freuen. Wie ist das bei Ihren Schülerinnen angekommen?

Kaya: Erst vor kurzem haben wir vom Hessischen Fußball-Verband für jede Teilnehmerin ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft, zehn Fußbälle, 20 Leibchen, klappbare Tore sowie Hütchen geschenkt bekommen, weil ich an einem Gewinnspiel teilgenommen hatte. Die Mädchen fragten völlig ungläubig, ob sie die Trikots behalten dürfen. Die meisten Spielerinnen ziehen das Trikot jetzt auch in der AG an, tragen es voller Stolz.

Ziel des Projekts ist es, die Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen noch stärker zu fördern. Welche Auswirkungen haben Sie bereits festgestellt? 

Kaya: Wir wollen durch die AG möglichst viele Schülerinnen auch für den Vereinsfußball begeistern. Drei Spielerinnen sind schon aktive Mitglieder beim SC Opel 06 Rüsselsheim, sie werden jetzt auch nach der Schule von mir und meinem Trainerkollegen im Verein trainiert.

Sie sind gleichzeitig auch Co-Trainerin bei den C- und B-Juniorinnen des Kooperationsvereins SC Opel 06 Rüsselsheim. Wie sehr hilft das bei der Zusammenarbeit?

Kaya: Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, wenn man als Vereinstrainerin eine Mädchenfußball-AG leitet. Ich bin Ansprechpartnerin für die Schülerinnen in der Schule und im Verein. Der Übergang von der Schule zum Verein wird durch meine Begleitung erleichtert.

Nehmen Sie mit Ihrem Schülerinnenteam auch an Wettkämpfen teil?

Kaya: Wir haben schon zweimal an "Jugend trainiert für Olympia" teilgenommen. In diesem Jahr haben wir von insgesamt sechs Schulen den dritten Platz belegt. Im Jahr davor waren wir sogar noch erfolgreicher, landeten auf Platz zwei.

Wie ist Ihre eigene Begeisterung für den Fußballsport entstanden?

Kaya: Durch mein Umfeld. Ich bin ein Kind der 90er-Jahre, da waren Computer und Nintendos noch absoluter Luxus. Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr Fußball, habe meine Freizeit größtenteils auf Bolzplätzen verbracht. Wenn das nicht möglich war, spielten wir im Innenhof, bastelten unsere eigenen Tore und erfanden unsere eigenen Spiele. 

Sind Sie noch selbst in einer Fußballmannschaft aktiv?

Kaya: Bei meinem Heimatverein Viktoria Kelsterbach 07 hatte ich mich mit sieben Jahren angemeldet. Insgesamt habe ich mehr als zehn Jahre für den Verein gespielt, bis der Trainer aufgehört hat und die Mädchenmannschaft aufgelöst wurde. Danach hatte ich es noch im Frankfurter Raum versucht. Aber die Wegstrecken waren so weit, dass ich aufgehört habe. 

Ist vor der Europameisterschaft im eigenen Land bereits eine Euphorie bei Ihren Schülerinnen zu spüren?

Kaya: Um ganz ehrlich zu sein: noch nicht wirklich. Auch deshalb steht mit den Mädels demnächst ein Stadionbesuch ganz oben auf meiner To-Do-Liste. Die Atmosphäre, die beim 1. FSV Mainz 05, beim SV Wehen Wiesbaden oder bei Eintracht Frankfurt herrscht, könnte bei den Schülerinnen sicherlich eine Euphorie für Heim-EM entfachen.

Hoffen Sie durch das Turnier auch auf ein verstärktes Interesse an Ihrer AG?

Kaya: Ich möchte auf jeden Fall noch mehr Schülerinnen für die Mädchenfußball-AG begeistern und die Spielerinnen, die schon dabei sind, möglichst lange im Team behalten. Tatsächlich erhoffe ich mir durch die Europameisterschaft vor der eigenen Haustür einen noch größeren Zulauf.

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Derya Kaya (l.): "Ich bekomme von allen Spielerinnen durchweg ein positives Feedback."

Autor*in
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW

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