Kruse in der Kreisliga: "Füße brennen"
Sonntag, 28. April, 14 Uhr, Sportanlage am Brunsbütteler Damm: Gut 200 Zuschauer wollen das Spiel in der Berliner Kreisliga A, Staffel 3, zwischen den Spandauer Kickers III und dem BSV Al-Dersimspor II sehen. "Sonst verlaufen sich hier 20 Leute her", sagt ein Ordner einem Reporter. Der Grund für das Interesse der Fans an dem Kick trägt ein weißes Trikot mit der Nummer 99, eine orangefarbene Kapitänsbinde und einen prominenten Namen.
Ein halbes Jahr nach seinem letzten Einsatz im deutschen Profifußball, einer 1:3-Niederlage mit dem Zweitligisten SC Paderborn bei Hertha BSC, gibt Max Kruse sein Debüt in der neunten Spielklasse. Es ist wieder in Berlin, aber diesmal nicht im Olympiastadion, sondern gut zehn Kilometer vom legendären Rund im Westend entfernt. Mit dem Motorroller fährt der 14-malige deutsche Nationalspieler in Spandau vor, Ehefrau Dilara ist auch dabei. 307 Bundesligaspiele hat Max Kruse für Werder Bremen, den FC St. Pauli, den SC Freiburg, Borussia Mönchengladbach, den VfL Wolfsburg und Union Berlin absolviert. Bei seiner letzten Station, dem SC Paderborn in der zweiten Liga, blieb er nur ein halbes Jahr, dann beendete der frühere Nationalspieler seine aktive Karriere.
"Willkommen in der Kreisliga, Max"
Nun das Comeback ein paar Etagen tiefer. Der Kontakt zum BSV Al-Dersimspor sei über einen Kumpel zustandegekommen, sagt der 36 Jahre alte Kruse, seine Mitspieler und Fans begrüßen ihn freundlich per Transparent in der neuen Umgebung: "Willkommen in der Kreisliga, Max". Dann wird es auf dem Platz ernst, allerdings kassiert Max Kruse vor dem Anpfiff von Schiedsrichter Robert Klaus Manfred Großgebauer eine Niederlage: Beim Versuch, einem Jungen ein paar Pommes mit Mayo für ein Selfie abzuluchsen, kassiert der frühere Fußballstar von dem Steppke eine Abfuhr.
"Das war ein ordentliches Spiel, natürlich muss ich noch ein bisschen ins Training kommen"
Bei vorsommerlichen Temperaturen kommt Max Kruse, den Dersimspor-II-Trainer Güven Akpolat gleich mit der Kapitänsbinde ausstattet, ganz schön ins Schwitzen. Ein Laufwunder war der Mittelfeldspieler mit dem genialen linken Fuß schon zu körperlichen Bestzeiten nicht. Seine Klasse am Ball aber zeigt der auch bei seiner Premiere in der Berliner Kreisliga auf seiner Lieblingsposition als hängende Spitze auflaufende Spielgestalter in mehreren Situationen auf.
Dersimspor gelingt in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch Alicem Aslan die 1:0-Führung für die Jungs aus Kreuzberg, in der 66. Minute besorgt Benjamin Patrick Pascal Gundelach den 1:1 -Ausgleich für die Spandauer Kickers – was auch den Endstand bedeutet.
Zwei, drei Jahre in der Berliner Kreisliga?
"Das war ein ordentliches Spiel, natürlich muss ich noch ein bisschen ins Training kommen", sagt Max Kruse den Reportern vor Ort nach dem Abpfiff. An seiner Fitness will er jetzt arbeiten. "Kunstrasen, ein stumpfer Platz, die Füße brennen", gibt der langjährige Bundesligaprofi zu.
Wie lange er für seine Kumpel bei Dersimspor kicken wird, will sich Max Kruse offenhalten. Mitspieler und Klub-Sponsor Erdal Aksu hofft darauf, dass der neue Star in der Berliner Kreisliga zwei, drei Jahre bei dem Klub aus Kreuzberg bleiben werde.