Koseler: Meister mit Sané, Trainer in Liga 6
Daniel Koseler wurde einst mit der A-Jugend des FC Schalke 04 an der Seite von Leroy Sané und Thilo Kehrer Deutscher Meister. Die große Karriere als Profi blieb ihm aber verwehrt. Mit erst 28 Jahren gilt er - über den zweiten Bildungsweg - nun als Trainertalent. Daran hat auch Schalkes Nachwuchs-Erfolgstrainer Norbert Elgert einen Anteil, wie Koseler FUSSBALL.de erzählt
Als junger Spieler träumte Daniel Koseler wie viele seiner Mannschaftskollegen von einer Karriere als Profifußballer. Und die Zeichen standen gut. 2015 wurde er zusammen mit Leroy Sané und Thilo Kehrer mit dem FC Schalke 04 Deutscher Meister bei den U 19-Junioren. Mit Sané teilte er sogar zwei Jahre die Schulbank in der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen. In der DFB-Eliteschule des Fußballs waren sie direkte Sitznachbarn, erwarben gemeinsam den Realschulabschluss. "Wir haben zusammen Hausaufgaben gemacht, zusammen gegessen, waren oft unterwegs", sagt Koseler. Doch dann trennten sich die Wege.
"Ich war wohl auch zu verbissen"
Während die Karriere von Leroy Sané richtig Fahrt aufnahm, geriet die von Daniel Koseler ins Stocken. Der Verteidiger spielte zwar für die U 23 des S04 und in der UEFA Youth League, reiste mit den Profis ins Trainingslager. Aber für den großen Wurf reichte es letztlich nicht. Ein Wechsel nach Polen scheiterte, Verletzungen kamen hinzu. "Ich war wohl auch zu verbissen, wollte es erzwingen", sagt Koseler heute über die Zeit, in der er neben dem Training fast täglich mehrere Sonderschichten einlegte. Vergeblich.
"Norbert Elgert hat mir Mut gemacht und Tipps gegeben, für seinen Rat bin ich ihm sehr dankbar"
Er wechselte in die Oberliga, setzte danach zwischenzeitlich sogar mehr als ein Jahr ganz mit dem Fußball aus und verlor beinahe die Lust daran. Über den FC Marl kam er 2020 zum SV Vestia Disteln in die Bezirksliga. Hobbyfußball statt Leistungssport. 2022 hatte der Sportliche Leiter des Vereins die Idee, Koseler mit 26 Jahren zum Spielertrainer zu machen.
Koseler war unsicher, kontaktierte seinen früheren U 19-Trainer und Förderer Norbert Elgert. Er fuhr zu ihm nach Gelsenkirchen. Es folgte ein einschneidendes Erlebnis. "Norbert Elgert hat mir Mut gemacht und Tipps gegeben", so Koseler. "Für seinen Rat bin ich ihm sehr dankbar. Er hat mir auch mitgegeben, stets auf und neben dem Platz mit positivem Beispiel und Erscheinungsbild voranzugehen"
Was ihm besonders imponiert: Elgert sei immer für alle seine ehemaligen Spieler da - und eben nicht nur für die Prominenten wie Benedikt Höwedes, Manuel Neuer oder eben Leroy Sané. "Allein schon zu wissen, dass ich ihn anrufen kann, wenn ich Unterstützung brauche, gibt mir viel Kraft", meint der Defensivspezialist.
Danach folgten für ihn als Spielertrainer mit dem SV Vestia Disteln zwei Aufstiege hintereinander, zuletzt in die Westfalenliga. In der kommenden Saison ist der Klub erstmals in seiner langen Geschichte Sechstligist. Nebenbei erwarb Koseler die Trainer-B-Lizenz. Sein nächstes Ziel: die A-Lizenz. Und der Klassenverbleib mit Disteln. Denn in der kommenden Saison will Koseler auf jeden Fall bei dem Hertener Verein bleiben. Das gemeinsame Projekt und die Entwicklung der Mannschaft und des Vereins seien noch nicht zu Ende.
"Es kann eben nicht jeder schaffen"
Koseler selbst wird als Spielertrainer auch im nächsten Jahr weiterhin selbst auf dem Platz stehen. Der Spaß am Fußball ist längst zurück. Aber natürlich schielt er irgendwann auch auf eine neue Herausforderung. Längst gilt er als eines der größten Trainertalente der Region. "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mich mittelfristig eine Tätigkeit zum Beispiel in einem Nachwuchsleistungszentrum nicht interessieren würde", sagt Koseler. "Schließlich durfte ich in der Knappenschmiede selbst miterleben, wie professionell dort gearbeitet wird." Aber das sei, wenn überhaupt, Zukunftsmusik. Denn wenn er aus seinem eigenen Werdegang eins gelernt habe, dann sei das Demut.
Und wenn - wie während der UEFA EURO 2024 geschehen - beim Public Viewing während eines Spiels der Nationalmannschaft bei einer Aktion von Leroy Sané von anderen Zuschauern im schönsten Ruhrpott-Deutsch gerufen wird, "ey Koseler, mit dem hast du doch zusammen gepöhlt", dann tue das nicht mehr weh. Sondern sei eine schöne Erinnerung und Ansporn zugleich. "Es kann eben nicht jeder schaffen", sagt Koseler. "Ich bin zufrieden, wie alles gekommen ist. Wichtig ist, dass man wieder aufsteht und an sich glaubt."
Und vielleicht klappt es ja irgendwann doch noch mit Spielen in den ganz großen Stadien. Dann als Trainer.