"Klose und Kane? Bin fast vom Stuhl gefallen"
Mit 55 Treffern in nur 17 Einsätzen sicherte sich Katharina Schmidt von SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen in der 5. Liga die Torjägerkanone für alle. Parallel zu Beruf und Familie bildet die zweifache Mutter auch noch Nachwuchsspielerinnen im Verein aus. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 39-Jährige über ihre Torquote.
FUSSBALL.DE: Mit 55 Treffern haben Sie sich die Torjägerkanone in der 5. Liga gesichert. Wie sehr haben Sie im Saisonverlauf daran geglaubt, dass Sie am Ende ganz oben stehen werden, Frau Schmidt?
Katharina Schmidt: Nach den ersten Spieltagen war mein Torekonto schon recht gut gefüllt. Ab da hatte das Ranking immer mal im Blick. Zum Glück bin ich verletzungsfrei geblieben und war deshalb sehr zuversichtlich, dass ich gewinnen kann.
Was bedeutet Ihnen der Gewinn der Torjägerkanone für alle?
"Für mich kam der Gewinn Torjägerkanone überraschend, weil ich gar keine Stürmerin, sondern Mittelfeldspielerin bin"
Schmidt: Für mich kam der Gewinn Torjägerkanone vor allem deshalb überraschend, weil ich gar keine Stürmerin, sondern Mittelfeldspielerin bin. Ich finde es super, dass auch Amateurfußballerinnen und Amateurfußballer mit dieser Trophäe ausgezeichnet werden. Ich freue mich, dass wir als Mannschaft so viele Tore erzielt haben, und freue mich natürlich auch über diese Einzelauszeichnung.
Im Fachmagazin kicker, das die Torjägerkanone gemeinsam mit FUSSBALL.DE und Volkswagen vergibt, stand die Überschrift "Klose, Kane, Katharina Schmidt". Wie fanden Sie diese Zeile?
Schmidt: Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als mein Name neben den Fußballgrößen genannt wurde. (lacht) Dem Journalisten ist eine schöne Alliteration eingefallen. Ich musste mir gleich zwei Ausgaben kaufen. Den Artikel habe ich aufbewahrt, werde ihn bestimmt ausschneiden und einrahmen.
Die Torjägerkanone bekommen Sie am 14. Oktober beim Nations-League-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen EM-Halbfinalist Niederlande überreicht. Die Partie findet in München statt, dem Heimstadion von Bundesliga-Torschützenkönig Harry Kane. Wie groß ist bereits die Vorfreude?
Schmidt: Riesengroß! Deutschland gegen die Niederlande ist ein richtiges Kracherspiel. Ich freue mich auf den Blick hinter die Kulissen, finde es sehr spannend, den Fußball aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Ich weiß noch nicht, wer die Ehrung vornehmen wird. Vielleicht lerne ich einen ehemaligen Nationalspieler persönlich kennen. Aber auch auf den Austausch mit anderen Gewinnern der Torjägerkanone für alle freue ich mich.
Werden Sie alleine anreisen?
Schmidt: Ich würde gerne mit meinem Mann und mit meinen zwei Kindern den Weg zum Länderspiel nach München antreten. Wäre toll, wenn das klappen könnte.
Sie sind 39 Jahre, trainieren auch die E- und F-Mädchen im Verein. Wie lange werden Sie noch selbst auf Torejagd gehen?
Schmidt: Ich würde sagen, dass ich mich gerade im Herbst meiner Fußballerkarriere befinde. (lacht) Wir sind ein Traditionsverein mit einem familiären Umfeld. Zu meiner Mannschaft gehören tatsächlich zwei Spielerinnen, die noch älter sind. Wenn bei uns genügend Nachwuchsspielerinnen nachrücken, dann verabschiede ich mich gerne vom Spielbetrieb. Wann genau das sein wird, mag ich noch nicht sagen. Es ist auch abhängig von der Gesundheit. Spaß habe ich definitiv noch!
Mehr als ein Drittel aller Treffer beim SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen gingen auf Ihr Konto. Was hat die Mannschaft in der abgelaufenen Saison vor allem ausgezeichnet?
Schmidt: Ich spiele in einem sehr guten Team. Wir haben insgesamt 154 Tore erzielt, viele Dinge spielerisch gelöst. Ich habe Topmitspielerinnen, die mich mit Doppelpässen bedienen und umgekehrt. Die meisten Tore wurden nicht durch Einzelaktionen, sondern durch gutes Kombinationsspiel erzielt.
Wie würden Sie Ihre besonderen Qualitäten beschreiben?
Schmidt: Als gelernte Mittelfeldspielerin verfüge ich über Spielübersicht, bereite gerne Tore vor und bin zweikampfstark. Schnelligkeitsdefizite muss ich mit meiner Erfahrung und einem guten Stellungsspiel wettmachen.
Tore wecken bekanntlich Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen. Mussten Sie in der Vergangenheit viele Anfragen abblocken?
Schmidt: Viele bei uns sind - genau wie ich - mit dem Verein eng verwurzelt. Gleich mehrere Spielerinnen aus meiner Mannschaft sind beim SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen auch noch im Nachwuchsbereich tätig oder betreiben Vorstandsarbeit. Da gibt es kein Söldnertum.
Sie haben von 2010 bis 2012 für den 1. FC Union Berlin in der Regionalliga Nordost gespielt. Wie sehr haben Sie sich über den Aufstieg der "Eisernen Ladies" in die 2. Frauen-Bundesliga gefreut?
Schmidt: Ich habe mich sehr für Union gefreut und war auch beim Aufstiegsspiel vor 18.600 Fans gegen den SV Henstedt-Ulzburg mit meiner Familie im Stadion. Union leistet tolle Arbeit im Frauenfußball. Ich wünsche dem Team weiterhin viel Erfolg und werde den weiteren Werdegang definitiv verfolgen. Miersdorf/Zeuthen hat mit Union Berlin einen Kooperationsvertrag, auch ehemalige Nachwuchsspielerinnen von Miersdorf/Zeuthen sind nun im Nachwuchs bei Union aktiv.
Mit dem SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen gehen Sie künftig in der viertklassigen Landesliga und damit nur noch eine Spielklasse unterhalb der Regionalliga an den Start. Mit welchen Zielen starten Sie in die neue Saison?
Schmidt: Wir haben einige Zugänge bekommen, wollen als Mannschaft zusammenwachsen und uns in der Liga etablieren. Wir haben bis vor zwei Jahren in der Landesliga gespielt und wissen, was uns sportlich erwartet. Ich denke da können wir wieder eine gute Rolle spielen.