Jansen: "Für mehr Aufmerksamkeit sorgen"
"Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein." Das dachte sich vor einigen Jahren auch Maximilian Jansen vom FC 08 Homburg aus der Regionalliga Südwest, als er sich an einer Registrierungsaktion der DKMS beteiligte. Und kürzlich wurde er tatsächlich als potenzieller Stammzellenspender kontaktiert. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler über die Spende.
FUSSBALL.DE: Wie haben Sie davon erfahren, dass Ihre Stammzellen für einen Patienten passen könnten, Herr Jansen?
Maximilian Jansen: Ich bekam eine E-Mail, in der in großen Buchstaben "Dringend!" stand. Ich war zu dem Zeitpunkt mit meiner Tochter alleine zu Hause, meine Frau war unterwegs. Als sie wieder da war, meinte ich zu ihr, dass ich eben telefonieren muss. Schon am Hörer bekam ich das Feedback, dass ich als Sportler und mit meiner vegetarischen Ernährung gute Voraussetzungen mitbringe und ich neben einem weiteren Spender in Frage kommen würde.
Was ging Ihnen als Erstes durch den Kopf?
Ich hoffe, dass meine Geschichte andere dazu inspiriert, sich ebenfalls als Spender registrieren zu lassen.
Jansen: Mein Puls war während des Telefonats leicht erhöht. Ich wusste schließlich zunächst nicht, was auf mich zukommt. Mir war aber schnell klar, dass ich helfen will. Denn meine Stammzellen sind eine riesige Chance für den Betroffenen, gesund zu werden.
Wie kam es damals zu Ihrer Registrierung als potenzieller Stammzellenspender?
Jansen: Das müsste 2018 gewesen sein. Mein damaliger Verein SV Sandhausen hatte sich registrieren lassen. Das waren auch meine ersten Berührungspunkte mit dem Thema. Vor etwas mehr als einem Jahr musste ich erneut daran denken, weil mir aufgefallen war, dass ich meinen entsprechenden Ausweis verloren haben muss. Meine Frau meinte zu mir, dass ich mir deswegen keine Sorgen machen muss und man sich auch so bei mir melden würde, wenn meine Stammzellen passen würden.
Was mussten Sie bis zur Stammzellenentnahme beachten?
Jansen: Da gab es für mich keine wesentlichen Veränderungen. Die Behandlung selbst war in München, auch zur Voruntersuchung war ich dort. Es wurden zum Beispiel Ultraschall-Aufnahmen der Organe gemacht. Als der Termin für den Eingriff immer näherkam, habe ich den Trainingsumfang reduziert. Es war zum Beispiel wichtig, dass die Milz, die unmittelbar unter den Rippen liegt, nicht durch Stöße anschwillt. Mit der sportlichen Leitung und dem Trainerstab war alles abgesprochen, mir wurde sofort die Unterstützung signalisiert. Mit das Wichtigste war, sich keinen grippalen Infekt einzuhandeln, was sonst die Behandlung verzögert hätte.
Was wissen Sie zum Blutkrebspatienten?
Jansen: Ich weiß, dass ein Mann in Deutschland die Spende bekommen hat. Für ihn war ein genauer Plan erstellt worden, wann er sie bekommt. Dafür musste zum Beispiel auch die Chemo-Therapie eingestellt werden. Zwischen der Benachrichtigung, dass man als Spender in Frage kommt, und dem Eingriff kann schon mal ein Jahr liegen. Bei mir waren es nur acht Wochen. Entsprechend war ein gewisser Zeitdruck da. Nach eineinhalb bis zwei Jahren gibt es die Möglichkeit, den Empfänger kennenzulernen. Ich würde mich freuen, wenn es so kommt und habe zugestimmt, dass ich kontaktiert werden darf. Die Initiative muss dabei aber vom Patienten kommen.
Wie lief der Eingriff ab?
Jansen: Ich war an eine Maschine angeschlossen, die die Stammzellen aus dem Blut filtert. Nach zwei Stunden hatte sie berechnet, wie lange der Vorgang dauert - bei mir waren es fünf Stunden. Ich habe in der Zeit viel mit den Ärzten und den Krankenschwestern gesprochen, weil ich viele Gedanken und Fragen hatte. Es gab außerdem ein Film-Angebot, aus dem man wählen konnte. Mit dem Spender, der mit mir in einem Zimmer war, hatte ich mich unter anderem auf Fast & Furious 8 verständigt.
Wie fühlt es sich an, wenn man vielleicht ein Menschenleben retten kann?
Jansen: Die ersten ein, zwei Tage danach hatte ich mich zunächst schon etwas körperlich angeschlagen gefühlt. Die Nebenwirkungen der Stammzellen-Mobilisation sind aber nichts im Vergleich zu dem, was ich mit meiner Spende möglicherweise bewirken und Gutes tun kann. Das Gefühl, ein Teil von etwas so Wichtigem zu sein und die Vorstellung, jemandem das Leben retten zu können, ist einfach überwältigend und ein unglaubliches Gefühl.
Wie ist Ihre Tat im Kreis der Mannschaft und in Ihrem persönlichen Umfeld aufgenommen worden?
Jansen: Es gab unglaublich viele Nachrichten. Meine Frau und ich haben auch alles versucht, einem solch wichtigen Thema eine große Bühne zu geben und für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Daher freue ich mich auch über jede mediale Berichterstattung, mit der wir für mehr Aufmerksamkeit bei der Stammzellenspende sorgen können. Ich hoffe, dass meine Geschichte andere dazu inspiriert, sich ebenfalls als Spender registrieren zu lassen.
2022 hatte sich die komplette erste Mannschaft typisieren lassen. Kürzlich wurde außerdem noch eine Charity-Aktion rund um das Thema Mukoviszidose veranstaltet. Macht es Sie stolz, dass auch Ihr Verein so engagiert ist?
Jansen: Absolut. Es ist wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. Auf dem ersten Blick scheinen solche Themen weit weg von einem zu sein. Es kann allerdings passieren, dass man sich plötzlich damit auseinandersetzen muss. Solche Aktionen sorgen gleichzeitig für Bodenständigkeit und dass man seine persönliche Situation nicht als selbstverständlich ansieht.